Herkunft🌍
Die Mispel stammt ursprünglich aus Vorderasien und wurde bereits in der Antike durch die Römer nach Mitteleuropa gebracht. Trotz ihres Namens (germanica) war sie in Deutschland einst weit verbreitet, geriet jedoch im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit. Heute erlebt sie als seltene, robuste Obstart eine verdiente Renaissance.
Wuchsform🌱
Mispeln wachsen als breite, langsam wachsende Sträucher oder kleine Bäume mit einer Wuchshöhe von 3 bis 5 Metern. Sie entwickeln eine malerische, knorrige Wuchsform mit ausladenden, oft bizarr geformten Ästen – ideal für naturnahe und historische Gärten. Ihr langsames Wachstum macht sie auch für kleinere Gärten interessant.
Laub🍃
Das Laub ist groß, länglich-oval, kräftig grün und leicht behaart. Im Herbst sorgt die Mispel mit goldgelber bis rötlich-brauner Laubfärbung für ein warmes Farbspiel. Auch im belaubten Zustand ist der Baum durch seine markante Erscheinung ein echter Hingucker.
Blüte & Früchte🍒
Im Mai zeigen sich große, einzelne weiße Blüten mit auffälligen Staubgefäßen – ein Magnet für Insekten. Die Früchte reifen im Oktober heran: braune, apfelähnliche Früchte mit offenem „Kelch“ am Ende. Sie sind im harten Zustand ungenießbar, werden jedoch mit den ersten Frösten oder durch Lagerung weich (sog. "Mürbewerden") und entwickeln dann ein süß-säuerliches, leicht malziges Aroma – ideal für Mus, Gelees, Likör oder pur für Liebhaber des Besonderen.
Standort📍
Die Mispel bevorzugt sonnige bis halbschattige Lagen und kommt mit nahezu jedem durchlässigen Gartenboden gut zurecht. Sie ist sehr robust gegenüber Frost, Trockenheit und Krankheiten. Aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit und Widerstandsfähigkeit eignet sie sich auch hervorragend für extensiv gepflegte Naturgärten oder Streuobstwiesen.
Sortenbeschreibung
Apyrena
Die kernlose Balkan-Mispel ist eine sehr alte Sorte, die bereits seit dem Mittelalter auf dem Balkan verbreitet ist. Es handelt sich um eine historische Halbkulturform, die sich durch kleine, bronzebraune, kreiselförmige Früchte mit einem Durchmesser von etwa 2 bis 2,5 cm auszeichnet. Die Früchte sind komplett kernlos und gelten geschmacklich als besonders aromatisch mit einer süß-säuerlichen Note. Die Fruchtreife setzt sehr spät ein – meist im Oktober oder November. Da keine Samen enthalten sind, ist die Verarbeitung besonders unkompliziert. Trotz der kleinen Fruchtgröße ist die Balkan-Mispel einigermaßen ertragreich. Die Sorte ist eher schwachwüchsig.
Bredase Reus
Stammt aus den Niederlanden, möglicherweise aus einer Selektion des Versuchsfelds in Breda um das Jahr 1934. Starkwüchsig. Die bronzefarbenen bis hellbraunen Früchte sind abgeflacht, etwa 5 bis 6 cm groß und reifen ab Oktober. Vollreife Früchte sind teilweise auch direkt essbar. Der Geschmack ist süß-säuerliches, aromatisch, mit einem dezenten Karamellgeschmack und geringer Säure. Die Sorte ist sehr ertragreich und eignet sich sowohl für den Hausgarten als auch für extensive Pflanzungen.
Kurpfälzer
Wurde in den 1960er-Jahren als Zufallssämling in Heidelberg, Deutschland, entdeckt wurde. Sie bildet kleine bis mittelgroße, bräunlich-gelbe Früchte mit süßem, leicht nussigem Aroma. Auffällig ist ihr besonders hoher Zuckergehalt bei gleichzeitig sehr geringem Gehalt an Gerbstoffen. Die Früchte können auch ohne Frosteinwirkung roh gegessen werden. Im Vergleich zu anderen Mispelsorten reift die Kurpfalzmispel deutlich früher, meist im September bis Oktober. Die Früchte eignen sich auch zur Verarbeitung.
Macrocarpa
Alte, großfrüchtige Kultursorte aus den Niederlanden. Auffallend große Früchte mit einem Durchmesser von bis zu 6–6,5 cm. Die Fruchtschale ist grünlich-braun bis braun, das Fruchtfleisch süß-säuerlich, aromatisch und eher fest. Die Früchte reifen im Oktober und sollten nach den ersten Herbstfrösten verarbeitet oder gegessen werden. Sie eignen sich besonders zur Verarbeitung.
Musegg
Aus dem Luzerner Quartier Musegg in der Schweiz, wo die ursprüngliche Mutterpflanze steht. Verbreitet wurde sie durch Andreas Löpfe. Es handelt sich um eine wüchsige, mittelgroße Sorte. Die Früchte sind rundlich, braun und mit einem Durchmesser von etwa 3 bis 4 cm mittelgroß. Süß im Geschmack und für eignen sich sowohl zum Frischverzehr (nach Frosteinwirkung) als auch zur Verarbeitung. Robust und ertragssicher.
Nottingham
Erstmals 1777 von Richard Weston erwähnt. Die Sorte ist heute weit verbreitet und gilt als besonders nutzerfreundlich – sowohl im Anbau als auch in der Verarbeitung. Aufgrund ihrer guten Eigenschaften wurde sie von der britischen Royal Horticultural Society (RHS) mit dem „Award of Garden Merit“ ausgezeichnet. Der Wuchs ist mittelstark bis stark. Reichtragend, mit früh einsetzendem Ertrag. Die braunen bis gelblich-braunen Früchte sind rund bis leicht apfelförmig. Sie erreichen Größen von etwa 2,5 bis 4 cm. Das Fruchtfleisch ist weich, mit angenehmer mehliger bis cremiger Textur, mild süß mit nussigen und säuerlichen Noten. Der Kernanteil ist gering. Die Früchte reifen Mitte Oktober und werden nach mehrtägiger Lagerung (bletting) oder nach Frosteinwirkung genießbar. Sie eignen sich sowohl für den Frischverzehr als auch zur Verarbeitung.
Royal
Wurde um 1860 durch den englischen Gärtner Thomas Rivers aus Frankreich nach England eingeführt und verbreitet. Der Wuchs ist mittelstark und eher kompakt. Die mittelgroßen Früchte sind rundlich bis leicht länglich, etwa 2,5 bis 3,5 cm groß, mit graubrauner Schale und einem fast geschlossenen Kelch. Das Fruchtfleisch ist süß, cremig, mit einer feinen Säure und erinnert geschmacklich leicht an Birnen. Die Früchte reifen ab Oktober und müssen wie bei den meisten Mispeln nachgelagert (bletted) oder durch Frosteinwirkung weich werden, bevor sie verzehrbar sind. Sie eignen sich gut als Tafelobst, ebenso zur Weiterverarbeitung.
Westerveld
Sorte von H. van Eldik aus der Baumschule Boomkwekerij Westerveld in Opheusden, Niederlande, um 1975. Die braunen Früchte sind mittelgroß bis groß (4,5 bis 5,5 cm) und haben eine breitkugelige Form. Das Fruchtfleisch ist aromatisch und süß mit wenig Säure. Eine der spätesten Mispelsorten, wird meist erst im frühen Dezember geerntet. Eine frühere Ernte ist nicht empfehlenswert, da die Früchte dann noch hart sind und langsam nachreifen (bletten). Die Sorte ist sehr produktiv und bringt regelmäßig hohe Erträge. Die Früchte eignen sich sowohl für den Frischverzehr nach Frost als auch zur Verarbeitung.